Wahlprogramme mit Zugangshürden

Am 18. September werden in Berlin das Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordntenversammlungen gewählt. Zeit also, auch als Nichtberliner einen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen.

Ernüchternde Erkenntnis: Mit dem Suchen der Programme verbringt man auch heute leider noch mehr Zeit als ursprünglich erwartet.

Die CDU liefert auf http://www.cduberlin.de/ derzeit eine auf den Wahlkampf ausgerichtete Landingpage. Weiter geht es von dort zur „Wahlkampfseite der CDU Berlin„. Unter „Wahl 2011“ ist auch wie erwartet ein Punkt „Programm“ zu finden. Dort wurde das Wahlprogramm als scribt-Dokument eingebunden. Dies hat den Vorteil, dass man das pdf-Programm direkt im Browser lesen kann, aber downloaden und drucken ist erst nach einer Registrierung bei script möglich.

Da kann das Wahlprogramm noch so übersichtlich und gut geschrieben sein, wenn ich als Nutzer nicht einmal die Möglichkeit habe das Programm auf meinem Rechner zu speichern, ohne mich bei einem Drittanbieter anzumelden. Glücklicherweise findet man das Programm aber doch noch zum Download. Auf der Willkommensseite wäre ein Klick auf „Landesverband“ statt „Wahlkampfseite“ der bessere Weg gewesen. Interessanterweise findet man hier auch einen Link zu http://www.richtig-fuer-berlin.de/. Aber auch hier wird das Programm lediglich als Flashanwendung präsentiert. Barrierefreiheit sieht anders aus.

Weiter geht es zum Internetauftritt der SPD. Das Wahlprogramm ist schnell gefunden. Die wichtigsten Ziele sind in Textform zugänglich, trotzdem hätte dieser Teil auch noch etwas ausführlicher ausfallen können. Alles weitere handelt man in pdf-Dokumenten ab. Hier hat die SPD wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft und begeistert bereits auf den ersten Blick. Es gibt das Programm in einer Kurzfassung, in einer ausführlichen Fassung, in einer Kurzfassung in leichter Sprache, sowie als Kurzfassung in Englisch, Türkisch, Polnisch, Arabisch, Russisch, Vietnamesisch.

Auch die Grünen zeigen, dass sie ihre Programmideen unter die Leute bringen wollen und nicht für die Schublade produziert haben. Vorbildlich: Für alle 10 Kapitel des Programms wurden auf der Internetseite Kurzfassungen geschrieben und mit Videos und Bildergalerien ergänzt. Auch das Komplettprogramm lässt sich problemlos mit wenigen Klicks downloaden. Einziger Haken: Die Grünen konnten sich anscheinend nicht auf einige wichtige Punkte einigen und landeten so auf 120 Seiten Programmtext. Zwar ist das Programm, wie auch bei der SPD, in leichter Sprache erhältlich, jedoch versteckt sich dieser Link etwas und könnte ruhig noch prominenter präsentiert werden.

Besonders positiv, in Sachen Zugänglichkeit, fällt wiederum die Linkspartei auf. Als einzige Partei bietet sie ihr komplettes Programm in Textform, direkt auf ihrer Internetseite an und kann so bei der Barrierefreiheit punkten. Und mit wenigen Klicks lässt sich das Wahlprogramm aber auch als pdf, in Kurz- und Langform, downloaden. Es fehlen jedoch etwas die weiterführenden Informationen, wie sie bei Grünen und SPD zu finden sind. Insgesamt sieht es aber bei allen drei Parteien recht vorbildlich aus.

Ganz anders, bei der FDP. Lediglich zwei lieblos angelegte Links weit unten auf der Startseite und unter „Inhalte/Programme“ weisen auf das Programm hin. Keine Einleitung, keine weiterführenden Hinweise, nichts… Erst beim weiteren durchstöbern der Seite findet sich ein weiteres pdf mit der Kurzfassung des Programms.

Die kurze Betrachtung zeigt, die Wahlprogramme der Berliner Parteien lassen sich zwar finden, sind aber häufig noch immer auf irgendwelche Unterseiten abgeschoben worden. Warum wird nicht mit zentralen Hinweisen direkt auf der Startseite gearbeitet? Weiterhin schafft es keine Partei ihre Programm gleichzeitig in voller Länge, sowie in Kurzform, als pdf- und HTML-Version anzubieten. Auch werden innovativere Ideen anderer Wahlkämpfe nicht weiter verfolgt. So hatte die FDP-NRW ihr Wahlprogramm im vergangenen Jahr u.a. auch als Podcast bereitgestellt. Dies ist natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber warum sollte man nicht auch einmal neue Wege gehen?

2 Gedanken zu „Wahlprogramme mit Zugangshürden

  1. Die CDU hat mittlerweile Hand angelegt und das Scribd-Plugin durch eines von Issuu ersetzt. Bei Issuu ist der Download jedoch auch nicht unangemeldet möglich. Zusätzlich wurde aber das Programm auch über einen Link auf dem CDU-Server bereitgestellt.

  2. Pingback: Jetzt am Kiosk | Homo Politicus

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