Sofern nichts Dramatisches passiert, erwartet Deutschland 2012 wahlkampftechnisch gesehen ein recht ruhiges Jahr. Zeit also für die deutschen Parteien sich für das nächste Superwahljahr zu rüsten. Strukturelle und vor allem auch personelle Weichen müssen jetzt gestellt werden. Jetzt ist die Zeit dafür und nicht erst direkt vor der Wahl. Dafür braucht es auch neue Mitarbeiter, die Politik kommunizieren können. Und zwar nicht in Form von verstaubten Pressemitteilungen, sondern auch unter Ausschöpfung neuer Kommunikationsformen. Immer haben sich die Parteien danach gesehnt, ihre Wähler auf direktem Weg ansprechen zu können. Das Internet hat diese Brücke nun geschaffen. Und doch wankt sie immer wieder, weil in den Parteizentralen das nötige Know-how fehlt. Denn neue Fähigkeiten sind gefragt: Es braucht Mitarbeiter, die verstehen, was im Netz passiert. Die Kampagnen planen und durchführen – auf Augenhöhe mit Agenturen und externen Dienstleistern agieren können. Und ja, auch Programmierer werden in der Parteizentrale der Zukunft gebraucht.
[Erschien zuerst in: politik&kommunikation, Februar 2012].
Vielen Dank dafür. Das predige ich seit Langem und gebe Euch damit uneingeschränkt recht!
Verstehen, was im Netz passiert: das liest sich schnell, ist aber schwer umzusetzen, so unberechenbar wie „das Netz“ ist. Gestern noch lobten die Nutzer Gauck über den grünen Klee, heute wird er mit Sarrazin verglichen … Die Herausforderung wird meiner Ansicht nach sein, das Netz nicht nur als „Pulsmesser“ zusehen und Internetnutzer als Wählermasse, sondern auch Impulse in das Netz hineingeben zu können und eine relevante Autorität im Netz aufzubauen. Allein gibt es meiner Ansicht nach keine Beispiele, wie das funktionieren soll, oder?
@Daniel: Das ist schon richtig, mir ging es mit der Kolumne aber auch um das Zusammenspiel von Parteizentralen und Agenturen. Noch immer konzentrieren sich die Kampagnenaktivitäten der Parteien vor allem auf Wahlkampfzeiten. Auf Grund von Zeitmangel wird dann zumeist auf das Wissen von externen Dienstleistern zurückgegriffen, die dann zwar ihr Handwerk verstehen, aber die Eigenheiten der Partei nicht unbedingt kennen. Deshalb lohnt sich für die Parteien der Schritt das Know-How in die Parteizentrale zu holen. Nicht als Ersatz für externe Dienstleister, aber für die ruhigere Zeit, außerhalb von Wahlkämpfen und als Vermittler zwischen Partei und Agentur in Wahlkampfphasen.
Und so bin ich auch der Meinung, dass in jeder Parteizentrale ein guter Programmierer sitzen sollten, der es der Partei ermöglicht, schnelle Handlungsfähigkeit zu sein und gleichzeitig die Vorschläge der Agenturen nachvollziehen kann.