Bereits Ende Mai veröffentlichten Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und sein Industrieminister Claudio Scajola ihre konkreten Pläne zur Reaktivierung der Atomkraft in Italien (siehe Blogeintrag vom 22.05.2008).
Doch was ich dieser Tage im Handelsblatt las, hielt ich zunächst dennoch für einen verspäteten Aprilscherz:
„Italien baut neue Atomkraftwerke – im Nachbarland Albanien“
Berlusconi hat wirklich vor, die gewünschten Atomkraftwerke nicht in Italien, sondern jenseits der Adria aufzustellen zu lassen. Das Handelsblatt schrieb dazu in seiner Wochenendausgabe:
„Nein, nein, nicht dass Italien beschlössen hätte, Albanien als 21. Region dem eigenen Land anzuschließen. Stattdessen soll der entfernte Nachbar auf der anderen Seite der Adria als Standort für Reaktoren der neuen Generation herhalten und Italien mit günstigen Strom versorgen – Outsourcing der unbeliebten Atomenergie a la italiana.“
Grund sei der zu erwartende massive Protest der italienischen Bevölkerung gegen den Bau von neuen Atommeilern. Natürlich mit Verweis auf die aktuellen Proteste gegen Mülldeponien und Verbrennungsanlagen in Neapel.
Aber das kann doch nicht wirklich der volle Ernst eines EU-Staates sein, auf diese Weise den Zugang zu „eigenem“ Atomstrom zu erreichen.
Natürlich kann eingeworfen werden, dass viele Länder (auch in der EU) von der Ausnutzung anderer Staaten (vor allem der Schwellenländer) leben und profitieren. Aber so offenkundig und ohne schlechtes Gewissen vorzugehen finde ich schon sehr dreist.
Die italienische Regierung sieht sich gar als Wohltäter Albaniens, die ihnen auf diese Weise die erhofften internationalen Investitionen bringen würden.
Jedoch darf man leider auch nicht verheimlichen, dass Albanien dieses „Geschenk“ scheinbar gerne entgegen nehmen möchte.
Das Handelsblatt schreibt dazu:
„Am liebsten würde Berisha (anm. albanischer Premierminister) auch gleich den Müll aus Neapel übernehmen. Aber da seien ihm die Hände gebunden. Nach verschiedenen Skandalen hat Albanien den Müllimport verboten.
Vielleicht gibt es für Atommüll eine Ausnahme“
Dem letzten Satz kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen…