Während die Kampagne zur Wiederwahl von Barack Obama immer mehr auf Touren kommt, steigt wieder die Chance, ab und zu wirklich bemerkenswerte Episoden daraus aufzugreifen. Heute: Dinner with Barack – oder wie der Präsident vier Spender zu seinen besten Kumpels macht.
Die Geschichte ist eigentlich ganz einfach. Obama braucht Geld für seine Wiederwahlkampagne, und da er nicht müde wird zu betonen, dass er von Lobbyverbänden keinen müden Cent nimmt, sondern vom „everyday American“ unterstützt werden will, muss die Kampagne besonders in der frühen Phase ihre Geldmittel einsammeln. Denn je mehr Geld schon so früh zur Verfügung steht, desto mehr Organisationsstrukturen kann die Kampagne aufbauen. Eine kluge Investition, sozusagen. Um die potenziellen Spenderinnen und Spender zu motivieren, setzt die Kampagnenführung immer wieder auf Anreize.
Es gab schon Tassen (thematisch passend zur „Birthers„-Debatte), T-Shirts – aber jetzt kommt ein Knaller: Ein Abendessen mit dem amerikanischen Präsidenten. Und dabei geht es nicht um irgendein aufgeblasenen Ball mit 1000 wichtigen Menschen, unter denen sich die vier Spender wie Aussätzige fühlen. Nein, Obama will sich ganz persönlich mit den Spendern treffen:
This won’t be a formal affair. It’s the kind of casual meal among friends that I don’t get to have as often as I’d like anymore, so I hope you’ll consider joining me.
Die vier Plätze werden verlost unter allen Spendern, egal welchen Betrag sie gespendet haben. Warum aber ist dieser „Preis“ so bemerkenswert? Schließlich will sich wohl nicht jeder unbedingt mit Volker Bouffier oder Angela Merkel auf ein Abendessen bei Bier und Steaks verabreden, oder? Nein, bemerkenswert ist nicht so sehr der Preis an sich. Natürlich, Obama ist ein cooler Typ, der mächtigste Mann der Welt – alles geschenkt. Bemerkenswert ist die Wertschätzung der Obama-Kampagne für den einzelnen Spender. Hier wird nicht einfach ein weiteres Formular aufgemacht und gesagt: „Ladet euer Geld hier ab und dann schnell weg!“. Obamas Kampagne ist sich bewusst, dass Spender ein Dankeschön erwarten, dass sie wert geschätzt werden wollen und möglicherweise (hoffentlich) auch ihre Gedanken, Ideen und Wünsche in die Kampagne einbringen wollen.
Das heißt, dass eine solche Spendenkampagne eben doch in Deutschland funktionieren würde. Unabhängig davon, wie attraktiv das gesellschaftliche Ereignis, einen wenig prominenten oder beliebten Politiker zu treffen, eben ist: Ein Treffen mit ihm ist für einen Spender ein Dankeschön und Ansporn zugleich. Und bietet dem Politiker die Chance, einmal seinen wichtigsten Unterstützern zuzuhören und etwas zu lernen.
PS: Bevor ein Leser oder eine Leserin auf die Idee kommt, auch mal mit Obama Abend zu essen: Sorry, gespendet werden darf nur von US-Staatsbürgern oder -Einwohnern. Sonst hätte ich schon längst das großartige 2012-T-Shirt abgegriffen.